07.08.2024

Zur Erinnerung an Knut Nevermann

Der ehemalige Staatssekretär und Kulturpolitiker Knut Nevermann verstarb am 24. Juli 2024 im Alter von 80 Jahren. Als damaliger Chef des Allgemeinen Studentenausschusses, kurz AStA, in Berlin prägte er die 68er-Bewegung maßgeblich mit. Auch der Foto-Text-Band Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen, erschienen bei GOYA, würdigt Nevermanns wichtige Rolle in der Bewegung.

Das Hamburger Abendblatt veröffentlichte in seiner Ausgabe vom 5. August 2024 einen Nachruf auf Nevermann. Der Jurist war in verschiedenen Funktionen in der Verwaltung tätig, in Hamburg, Sachsen und Berlin, zuletzt war er Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung im Berliner Senat. Während seines Studiums Mitte der 1960er-Jahre in Berlin war Nevermann der 1. AstA-Vorsitzende und so eine wichtige politische Stimme der 68er-Bewegung. "Schon im Studium begann er, die Gesellschaft demokratisch durchzulüften", so Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda in dem im Hamburger Abendblatt erschienenen Nachruf.

Der Foto-Text-Band Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen vereint etwa 100 Fotos von Bernard Larsson, dem wichtigsten Fotografen der 68er-Bewegung. Auch Knut Nevermann ist auf mehreren der Aufnahmen zu sehen, etwa auf dem Foto des Sit-ins an der FU Berlin am 22. Juni 1966, bei dem er eine Rede hielt (auf Seite 8/9 im Buch). Außerdem zeigt Revolte, wie Nevermann dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger eine Notstandsresolution der Berliner Studierenden überreichte (Foto auf Seite 70 im Buch). Eine besonders eindrückliche Aufnahme ziert die Covermitte von Revolte: Bei einer Protestversammlung von Studierenden spricht Rudi Dutschke, neben ihm in der Menge steht Knut Nevermann.

Bernard Larsson begann seine Karriere als Modefotograf für die Vogue in Paris. Doch als der Mauerbau begann, ging er nach Berlin, um den Alltag der Menschen zu erkunden und fotografisch festzuhalten. Da er einen deutschen und einen schwedischen Pass hatte, konnte er sich sowohl in Ost- als auch in Westberlin bewegen. Larsson arbeitete für den Stern. Eigentlich sollte er andere Fotos für das Magazin machen, doch es zog ihn immer wieder zu den Protesten der Studierenden.

Larssons bekanntestes – und letztes – Foto der Proteste ist in Revolte auf den Seiten 140 und 141 zu sehen: Benno Ohnesorg, Student, Pazifist und Ikone der 68er-Bewegung, der auf dem Asphalt liegt. Er wurde aus nächster Nähe von einem Polizisten in den Hinterkopf geschossen und tödlich verletzt. "Erschossen werden, weil man seine Meinung äußert, das war der Gipfel der Repression", sagte Bernard Larsson in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Seine Fotos der Proteste hat er in München, Bonn und Berlin ausgestellt. Was noch fehlte: eine eigenständige Publikation der Aufnahmen. Mit Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen liegt sie nun vor.

Bernard Larsson

Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen

Die 68er-Bewegung in Bildern: In seinem Anliegen zu fotografieren, zu zeigen, Vorgänge und Dinge verständlich zu machen, hält der junge Bernard Larsson, selbst Fotograf und politisch interessiert, die Kamera auf die politischen Ereignisse im Berlin der 1960er-Jahre. Er will der Welt Dokumente politischer Vorgänge überliefern.

Buch · 35,00 €

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