Zur Erinnerung an Hilde Domin

Am 27. Juli 2024 jährt sich der Geburtstag von Hilde Domin zum 115. Mal. Im GOYA Verlag ist der Band Antillengeschichten erschienen, mit acht Erzählungen, in denen die Schriftstellerin ihre Exilerfahrungen in der Dominikanischen Republik schildert.

Hilde Domin wurde 1909 als Hildegard Dina Löwenstein in Köln geboren. Sie studierte Jura, Philosophie und Politikwissenschaft, lernte im Studium auch ihren zukünftigen Ehemann Erwin Walter Palm kennen. Zusammen gingen sie nach Italien – nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Land für das jüdische Paar zum Exil. 1939 flohen die Palms über Frankreich zunächst nach Großbritannien, später über Kanada in die Dominikanische Republik.

Der Erzählband Antillengeschichten präsentiert einen besonderen Fund aus Hilde Domins Nachlass. In den 1940er Jahren hatte sie einen Zyklus aus acht Erzählungen verfasst, in dem sie ihre Exilerfahrungen in der Dominikanischen Republik schildert. Sie berichtet von heiteren und skurrilen Situationen ebenso wie von den Vorurteilen gegenüber dem Unbekannten, die die Begegnung zwischen den Kulturen begleiten. Trotz ihrer Bemühungen konnte die damals noch unbekannte Autorin während der Kriegsjahre keinen Verlag für die Antillengeschichten finden. Nachdem sie sich, zurück in Deutschland, als Lyrikerin etabliert hatte, erschienen nur einzelne Geschichten in Zeitungen oder Sammelbänden. Hilde Domins erstmals veröffentlichte Erzählungen zeigen, dass wir uns trauen müssen, uns einander anzunähern, uns zu verständigen und aneinander zu wachsen – damals wie heute.

Jede Erzählung wird von großformatigen, atmosphärischen und ausdrucksstarken Illustrationen von Ulrike Möltgen begleitet. Der Band, herausgegeben von Denise Reimann und Carla Swiderski, enthält außerdem ein Nachwort von der Journalistin Margarete von Schwarzkopf, die Hilde Domin persönlich kannte. Einen ersten Eindruck des Buchs können Sie mit der Leseprobe gewinnen.

Der Erzählband erfuhr viel positive Resonanz. "Und so lohnt sich die Lektüre dieses schön ausgestatteten Buchs aus drei Gründen: Es ist lustig, es lädt ein zu einer Reise in die Karibik und es bietet künstlerische, literarische und poetische Tiefe, ohne anstrengend zu sein", schreibt zum Beispiel buchszene.de, und bei literaturkritik.de heißt es: "Die Prosatexte zeigen bereits Domins prägnante Sprache und ihre virtuose Schlichtheit, die ihren späteren Gedichten eigen waren. Sie sind die frühen Zeugnisse einer aufstrebenden Schriftstellerin, die erst in der zweiten Lebenshälfte zur anerkannten Dichterin wurde."

Hilde DominMargarete von Schwarzkopf

Antillengeschichten

Erstveröffentlichung des Erzählbands mit atmosphärischen und ausdrucksstarken Illustrationen von Ulrike Möltgen und einem Nachwort von Margarete von Schwarzkopf.

In frühen Erzählungen schildert Hilde Domin (1906-2006) ihre Erfahrungen im karibischen Exil in den 1940er Jahren. Die acht Geschichten berichten von heiteren und skurrilen Situationen ebenso wie von den Vorurteilen gegenüber dem Unbekannten, die die Begegnung zwischen den Kulturen begleiten.

Buch · eBook · ab 19,99 €

Alle Informationen

Die Dominikanische Republik: Heute ist der Karibikstaat ein beliebtes Reiseziel, damals war er wahrlich kein tropisches Paradies. Doch er war das einzige Land, wohin das Ehepaar Palm damals noch fliehen konnte, andere Länder vergaben keine Visa mehr. 1940 regierte in der Dominikanischen Republik Rafael Leónidas Trujillo Molina – General, Diktator und Verehrer von Adolf Hitler. Der Herrscher soll sich zum Vergnügen in SS-Uniformen gekleidet haben, berichtet die WELT in einem Artikel. Warum er europäischen Jüdinnen und Juden Asyl gewährte? Aus einem entsetzlichen Grund: Der Rassist wollte die Bevölkerung seines Landes "aufhellen". Eine ausführliche Erläuterung der damaligen Situation in der Dominikanischen Republik und von Hilde Domin finden Sie auf der Website des Magazins von "Quetzal. Leipziger Lateinamerika-Verein e.V.".

1954, vor 70 Jahren, kehrte das Ehepaar Palm nach Deutschland zurück. Als Erinnerung an ihr Exilland nannte sich die Schriftstellerin Hilde Domin. Sie veröffentlichte mehrere Gedichtbände und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Ihre Gedichte wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Seit 1992 vergibt die Stadt Heidelberg, wo Hilde Domin bis zu ihrem Tod im Jahr 2006 viele Jahre lebte, alle drei Jahre den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil. Der Preis wird nach Angaben der Stadt an Autor*innen verliehen, die in Deutschland im Exil leben oder aufgrund ihrer Familiengeschichte mit dem Thema Exil zu tun haben und sich literarisch damit auseinandersetzen.

Seit 2021 gibt es zudem das Hilde Domin-Programm, ein Stipendienprogramm des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Das Programm richtet sich an Studierende und Promovierende, die in ihren Heimatländern bedroht und verfolgt werden und daher ihr Studium oder ihre Forschung nicht weiterführen können. Sie kommen die Möglichkeit, in Deutschland zu studieren oder zu forschen.

Einen sehr persönlichen Einblick in das Leben und künstlerische Schaffen der Schriftstellerin gibt der Film "Ich will dich – Begegnungen mit Hilde Domin" der Regisseurin und Produzentin Anna Ditges.