Vorbereitung auf den ersten
Schwimmkurs, das richtige Alter zum Schwimmen lernen, Schwimmhilfen und Angst
vor dem Schwimmen – zu all diesen Themen gibt Matthias Stoll im Interview
Tipps.
Welche
sind Ihrer Ansicht nach die Hauptursachen, warum immer weniger Kinder schwimmen
lernen?
Die DLRG sieht als
Hauptursache für den Rückgang der Anzahl an sicheren Schwimmern in Deutschland
die fehlende Zugangsmöglichkeit zu Wasserflächen, die für das Schwimmen lernen
bereitstehen. In vielen Regionen ist kein Bad in schnell erreichbarer Nähe.
Somit fällt auch die Möglichkeit des Schwimmunterrichts in der Grundschule aus.
Dies wurde durch geschlossene Bäder in der der Coronazeit verstärkt.
Wie
können Eltern ihre Kinder auf einen Schwimmkurs vorbereiten?
Spaß im und mit Wasser
erleben lassen. Je mehr spielerische Erfahrung ein Kind mit Wasser erlebt hat,
umso schneller und angstfreier startet es im Schwimmkurs. Ein guter Anfang ist
die Badewanne oder Dusche zu Hause. Allein schon zu erleben, wie es ist, wenn
Wasser über das Gesicht läuft, ohne die Hände schützend vor die Augen zu halten,
bringt viel zum Angstabbau. Gerade bei Schwimmkursen in großen, öffentlich
zugänglichen Bädern kennt das Kind das Bad und war einmal oder mehrmals dort
bereits baden. Auch das Lesen oder Hören von kindgerechten Materialien zum
Schwimmen kann die Neugier auf das Schwimmen lernen wecken und helfen, die
eigene Motivation zu stärken.
In
welchem Alter sollten Kinder ihren ersten Schwimmkurs absolvieren?
Die DLRG empfiehlt das Schwimmen
lernen ab einem Alter von fünf Jahren. Etwa ab diesem Zeitpunkt sind die körperlichen
Voraussetzungen zum Erlernen gegeben. Aber bereits vorher kann mit der spielerischen
Wassergewöhnung und dem Erlernen von wichtigen Grundfertigkeiten begonnen
werden.
Welche
Fähigkeiten müssen Kinder haben, um wirklich sichere Schwimmer*innen zu sein?
In Deutschland gilt als
sicherer Schwimmer, wer 15 Minuten am Stück schwimmen kann und dabei eine
Strecke von mindestens 200 Metern zurücklegt. Dabei muss in Bauch- und
Rückenlage geschwommen werden. Zusätzlich muss sich unter Wasser mit offenen Augen
orientiert werden können, und es muss ins Wasser gesprungen werden können. Alle
Kriterien sind mit dem Freischwimmerabzeichen (Deutsches Schwimmabzeichen
Bronze) abgedeckt. Der Freischwimmer ist sozusagen der Führerschein für den
Badbesuch.
Teilweise
wird davon abgeraten, Schwimmhilfen wie Schwimmflügel oder Bretter zu benutzen.
Sehen Sie das genauso? Und wenn ja, aus welchen Gründen sollten keine
Schwimmhilfen zum Einsatz kommen?
Zum Schwimmen lernen sollte
nach Ansicht der DLRG möglichst auf Auftriebshilfen, die am Körper befestigt
werden, verzichtet werden. Der Einsatz von Schwimmflügeln oder Gürteln
verhindert das Erleben des Auftriebes im Wasser. Schwimmnudeln oder
Schwimmbrett sind aber bewährte Hilfsmittel im Schwimmkurs und werden zum
Spielen oder zur Schulung der Arm- und Beinbewegung eingesetzt. Als Tipp: In
jedem öffentlichen Bad können in der Regel Schwimmnudeln beim Personal ausgeliehen
werden. So können Eltern mit ihren Kindern viel Spaß beim Reiten auf diesen
haben. Oder das Kind wird mit der Schwimmnudel durch das Wasser gezogen.
Welche
Tipps würden Sie Eltern geben, deren Kinder nicht zum Schwimmkurs möchten?
Ruhe und Geduld, auch wenn
der Druck der Eltern steigt, wenn ein Kind nur eine bestimmte Anzahl an Stunden
im Kurs hat. Zusätzlich versuchen, die Angst vor dem Wasser zu nehmen, und das
Kind zu Hause auf das Wasser vorbereiten.
Auch
viele Erwachsene können nicht oder nicht richtig schwimmen. Warum ist es auch
im Erwachsenenalter noch wichtig, schwimmen zu lernen?
Es rettet Leben und es
bietet Zugang zu einer vielfältigen Erlebniswelt. Zusätzlich hat die
regelmäßige Bewegung im Wasser vielfältige positive Auswirkungen auf die
Gesundheit. Kleiner Tipp: Auch das Seepferdchen- und die Schwimmabzeichen
können von Erwachsenen abgelegt werden. In der DLRG gab es schon Teilnehmer*innen,
die mit 60+ noch Schwimmen gelernt haben.
Im
Sommer zieht es viele Menschen zum Schwimmen ans Meer, an Seen oder Flüsse.
Welche Gefahren werden Ihrer Erfahrung nach beim Baden in Gewässern am
häufigsten unterschätzt?
Wellen und Strömung.
Gerade bei Wellengang wird der Brandungssog unterschätzt. Dieser zieht den
Schwimmer wieder zurück und sorgt dafür, dass auch Erwachsene schnell von den
Füßen gezogen werden oder es schwer wird, das Wasser zu verlassen. Strömungen
sind meistens von außen nicht erkennbar und können schnell Badende abtreiben
und teilweise auf das Meer hinaus treiben lassen. Daher sollte immer nur an
bewachten Stränden baden gegangen werden. Dort wird über Flaggen angezeigt, ob
die Wasserrettung aktiv ist oder das Baden verboten ist (rote Flagge). Diese
Hinweise sollten dringend beachtet werden! Die Kennzeichnung von Badestellen ist
schnell und verständlich auf der Website der DLRG erläutert.