Was man beim Scrollen auf dem Smartphone verpasst: Das Bilderbuch "Ein Tiger im Zug"

Ein Junge ist mit seinem Vater auf dem Weg ans Meer. Die Mitreisenden im Zug sind besonders – doch der Vater bekommt von alledem nichts mit. Er ist in sein Smartphone vertieft. Wie der Sohn die Aufmerksamkeit seines Vaters zurückbekommt, davon erzählt das Bilderbuch Ein Tiger im Zug.

Es lohnt sich, den Blick vom Smartphone zu heben, denn abseits der digitalen Welt warten viele Überraschungen: Das zeigt das Bilderbuch Ein Tiger im Zug von Mariesa Dulak, verspielt illustriert von Rebecca Cobb. Auf unserer Website kann man einen Blick ins Buch werfen.

In den Zug steigen nicht nur ein Tiger, sondern auch Krokodile mit Badeutensilien, Nilpferde mit Teetassen, kartenspielende Schweine, adrette Möpse und eine kleine Maus. Für den Jungen ist das ein großer Spaß, und bei all dem Trubel müsste doch auch der Vater etwas mitbekommen – aber der ist mit seinem Handy beschäftigt. Doch so viel sei verraten: Am Ende werden Vater und Sohn einander wieder näher sein – dank starker tierischer Hilfe …

Mariesa Dulak

Ein Tiger im Zug

Ein Junge ist mit seinem Vater auf dem Weg ans Meer. Im Zug trifft er auf einen Tiger und andere Tiere. Der Kleine ist begeistert, nur sein Vater scheint von all dem Trubel nichts mitzubekommen, denn er ist in sein Smartphone vertieft.

Hardcover · 16,00 €

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Man hört und liest es immer wieder: Smartphones nehmen unsere Aufmerksamkeit übermäßig in Anspruch. Aber stimmt das tatsächlich? Und woran liegt das? Bevor man diese Fragen beantwortet, lohnt ein Blick darauf, was Aufmerksamkeit eigentlich ist. Denn: DIE EINE Aufmerksamkeit gibt es gar nicht, wie die Sendung Quarks, ein Angebot des WDR, in einem Beitrag auf ihrer Website erklärt. Mit etwa zehn Millionen Einzelinformationen seien Menschen jede Sekunde konfrontiert, heißt es in dem Artikel. Das können zum Beispiel Wahrnehmungen der Temperatur, des Lichts und von Geräuschen sein. Hier spielt die selektive Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle: Sie hilft uns, nur die relevanten Reize wahrzunehmen und die irrelevanten auszublenden. Neben der selektiven gibt es auch die geteilte Aufmerksamkeit: Dabei tut man zwei Dinge gleichzeitig. Also das viel beschworene Multitasking? Klare Antwort: Nein. Auch wenn manch eine/r behaupten mag, zum Multitasking fähig zu sein: Tatsächlich kann das Gehirn die Aufmerksamkeit nur auf eine einzige Aufgabe lenken, wie der Quarks-Artikel erklärt. Es wechselt sehr schnell zwischen mehreren Aufgaben hin und her. Wenn man wirklich etwas zeitgleich tun und die Aufmerksamkeit teilen wolle, müsse eine Tätigkeit komplett automatisch ablaufen – etwa das Gehen, wenn man nebenbei telefoniert.

Doch wie schaffen es die Apps auf unserem Smartphone, immer wieder unsere Aufmerksamkeit zu bekommen? Durch sogenannte saliente Reize, die für unsere Wahrnehmung leichter zugänglich sind. Diese Reize haben laut des Quarks-Beitrags bestimmte Eigenschaften: Sie sind besonders intensiv, haben einen hohen Neuigkeitswert, erfüllen ein bestimmtes Bedürfnis und treten in einem unerwarteten Kontext auf. In den Social-Media-Apps gibt es immer etwas Neues. "Fertig" ist man mit dem Scrollen durch die Beiträge nie. Und die Benachrichtigungen leuchten meist rot auf – eine intensive Farbe, die kaum zu ignorieren ist.

Smartphones reduzieren die Aufmerksamkeit und die Leistung, sogar, wenn sie nicht da sind. Das stellten Wissenschaftler*innen der Universität Augsburg in einer Studie fest, im Rahmen derer sie den sogenannten Brain-Drain-Effekt untersuchten. Die Wissenschaftler*innen beschäftigten sich in dieser Meta-Analyse mit 22 Studien zum Brain-Drain-Effekt, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Augsburg zu ihrer Studie "Does the Brain Drain Effect Really Exist?". Sie fanden heraus: Schon die bloße Anwesenheit des Smartphones beeinflusst die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung. Manche Menschen, die besonders oft zum Smartphone greifen, seien von der Abwesenheit des Geräts sogar gestresster als von der Anwesenheit. Sie können nirgendwo ohne ihr Smartphone sein. Die detaillierten Ergebnisse der Studie können in dem in der Fachzeitschrift Behavioral Sciences erschienenen Artikel nachgelesen werden.

Hat man das Smartphone einmal in der Hand, bleibt man oft länger daran hängen als gewollt. Was hilft dagegen? In einem Artikel der dpa, den unter anderem die Rheinische Post veröffentlicht hat, geben Expert*innen mehrere Tipps. Da, wie beschrieben, schon die bloße Anwesenheit des Handys ablenken kann, sollte man das Smartphone außer Reichweite legen, wenn man konzentriert arbeiten möchte. Es lohne sich auch, zu schauen, welche Social-Media-Apps und Messenger-Dienste man wirklich brauche, und manche zu deinstallieren – so werden es weniger Benachrichtigungen, wegen derer man zum Handy greifen muss. Zudem sollte man nur kommunizieren, wenn man auch erreichbar ist – sonst erfolgt wegen jeder Antwort und jeden Rückrufs wieder der Griff zum Smartphone.