Recht auf Abtreibung: Diese Bücher tragen zur Debatte bei

Es ist ein weltweites Novum: Frankreich hat vor wenigen Tagen die "Freiheit zur Abtreibung" in die Verfassung aufgenommen. In vielen anderen Ländern der Welt ist das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche hingegen weiterhin massiv eingeschränkt. Am heutigen 8. März, dem Weltfrauentag, auch feministischer Kampftag genannt, stellen wir Bücher vor, die das Recht auf Abtreibung thematisieren und Frauenfiguren zeigen, die nicht bereit sind, ihr fremdbestimmtes Leben hinzunehmen.

Am 4. März 2024 stimmten die Abgeordneten beider französischer Parlamentskammern – der Nationalversammlung und des Senats – mit großer Mehrheit dafür, die "Freiheit zur Abtreibung" in die Verfassung aufzunehmen. In Artikel 34 der Verfassung wird damit "die garantierte Freiheit der Frauen, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen", festgelegt, wie die Tagesschau berichtet.

Angestoßen wurde die Verfassungsänderung in Frankreich durch eine Entscheidung in den USA: Im Sommer 2022 hatte der Supreme Court das Urteil "Roe v. Wade" von 1973 gekippt – und damit auch das bundesweite Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Die Entscheidung über ein Abtreibungsrecht liegt nun bei den einzelnen Bundesstaaten, deren Gesetze diesbezüglich teilweise so restriktiv sind, dass Schwangerschaftsabbrüche praktisch unmöglich sind. Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen wies damals darauf hin, dass Daten gezeigt hätten, dass ein Abtreibungsverbot Frauen nicht von einer Abtreibung abhalte – das Verbot mache die Abtreibungen nur tödlicher. Abtreibungen ohne medizinische Unterstützung gefährden das Leben der betroffenen Frauen massiv.

Ein Roman zu diesem Thema ist Fliegen oder Fallen. Die Geschichte "kann als eine Art Parabel auf die Frage der Fortpflanzung gelesen werde: Drei Teenagerinnen, die schwanger werden – Claire, Tammy und Trudy. Eine von ihnen bekommt das Kind und kümmert sich darum, eine gibt es weg, die dritte lässt es abtreiben. Das sind die Ausgangspunkte der jeweiligen Geschichten." Das sagt die Autorin Missy Marston im Interview mit unserem Verlag über ihren Roman Fliegen oder fallen. Trudy entscheidet sich mit 17 für eine Abtreibung. Das Leben in der kanadischen Kleinstadt in den Siebzigern hat ihr bisher nicht viel zu bieten. Aber es muss doch noch etwas anderes geben, als frühe Mutterschaft, abwesende Männer und harte Arbeit, denkt Trudy. Wo bleibt das Abenteuer, das Glück?

Eigentlich glaubt Trudy auch nicht an die große Liebe. Doch dann trifft sie den Draufgänger Jules. Die beginnende Romanze wird schnell von Jules' großem Traum überschattet: Er will mit seinem getunten Raketenauto über den zwei Kilometer breiten Sankt-Lorenz-Strom springen, der die natürliche Grenze zwischen den USA und Kanada bildet. Ein Fernsehteam bietet ihm viel Geld dafür. Doch kann der lebensgefährliche Stunt gutgehen?

Frei inspiriert vom Stuntman Ken Carter, "The Mad Canadian", der in den 1970er-Jahren den großen Sprung über den Sankt-Lorenz-Strom wagen wollte, ist Missy Marston ein witziger und kluger Roman über Unzulänglichkeiten und die Tücken des Lebens gelungen, der lange in Erinnerung bleibt. "Die Erzählweise: Lakonisch, poetisch, verkürzt, ausschweifend, multiperspektivisch und immer mitreißend", sagt Alexandra Rak, Übersetzerin von Fliegen oder fallen, in ihrem Statement zum bei GOYA erschienenen Roman. Eine Leseprobe ist auf unserer Website zu finden. Für alle, die gern über Bücher ins Gespräch kommen, gibt es einen Buchclub-Guide zu Fliegen oder fallen. Das gleichnamige Hörbuch ist bei GOYALiT erschienen und wird von Julia Meier gesprochen, die für ihre Interpretation u. a. vom BÜCHERmagazin mit dem Prädikat "Grandios" ausgezeichnet wurde.