Die 68er-Bewegung: Als die Jugend aufbegehrte

"Wir fordern Veritas, Justitia, Libertas statt Zwangsanstalt" steht auf einem Plakat - drum herum sitzen 3500 Student*innen der Freien Universität Berlin. Dieses Bild, entstanden am 22. Juni 1966, ist nur eines der eindrücklichen Fotos von Bernard Larsson, die der Foto-Text-Band Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen vereint. Wir geben einen Einblick, was das Buch zu bieten hat.

"Meine Fotoarbeit ist den Studenten der Freien Universität (FU) Berlin gewidmet, die 1966 und 1967 aus Sorge um die Demokratie den Mut hatten, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren." So schreibt es der Fotograf Bernard Larsson in seiner Widmung zu Revolte. Larsson begann seine Karriere als Modefotograf für die Vogue in Paris. Doch als der Mauerbau begann, ging er nach Berlin, um den Alltag der Menschen zu erkunden und fotografisch festzuhalten. Da er einen deutschen und einen schwedischen Pass hatte, konnte er sich sowohl in Ost- als auch in Westberlin bewegen. Larsson arbeitete für den Stern. Eigentlich sollte er andere Fotos für das Magazin machen, doch es zog ihn immer wieder zu den Protesten der Studierenden.

Larssons bekanntestes - und letztes - Foto der Proteste ist in Revolte auf den Seiten 140 und 141 zu sehen: Benno Ohnesorg, Student, Pazifist und Ikone der 68er-Bewegung, der auf dem Asphalt liegt. Er wurde aus nächster Nähe von einem Polizisten in den Hinterkopf geschossen und tödlich verletzt. "Erschossen werden, weil man seine Meinung äußert, das war der Gipfel der Repression", sagte Bernard Larsson in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Seine Fotos der Proteste hat er in München, Bonn und Berlin ausgestellt. Was noch fehlte: eine eigenständige Publikation der Aufnahmen. Mit Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen liegt sie nun vor.

Bernard Larsson

Revolte. Die 68er-Bewegung in Bildern und Texten von Zeitzeug*innen

Die 68er-Bewegung in Bildern: In seinem Anliegen zu fotografieren, zu zeigen, Vorgänge und Dinge verständlich zu machen, hält der junge Bernard Larsson, selbst Fotograf und politisch interessiert, die Kamera auf die politischen Ereignisse im Berlin der 1960er-Jahre. Er will der Welt Dokumente politischer Vorgänge überliefern.

Buch · 35,00 €

Alle Informationen

Sit-in an der FU Berlin, Spaziergangsdemo, Notstandsgesetze - zu Themen, die die Jahre von 1966 bis 1968 prägten, finden sich im Buch kurze, erklärende Texte. Außerdem haben mehr als 30 prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wissenschaft mit Texten zu Revolte beigetragen. Viele von ihnen sind derzeit in den Medien gefragt, haben jüngst Bücher veröffentlicht, stehen live auf der Bühne - oder die Umstände ihres Handelns bieten auch heute noch Anlass zur Debatte. So ist es bei Beate Klarsfeld.

7. November 1968. Der CDU-Parteitag verläuft ungestört - bis sich Beate Klarsfeld zum Vorstandstisch begibt. Die Journalistin gibt dem Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger eine Ohrfeige - und ist, im wahrsten Sinne des Wortes, auf einen Schlag bekannt. Kiesinger war in der NS-Zeit Mitglied der NSDAP und Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, trotzdem galt er nach Ende des Krieges nur als "Mitläufer". Das wollte Klarsfeld nicht so stehen lassen. Bis heute engagiert sie sich für die Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbrechen. In ihrem Beitrag für Revolte beschreibt Klarsfeld den besonderen Tag im November 1968.

Klarsfeld wurde wegen Beleidigung und Körperverletzung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt - nur wenige Stunden nach der Ohrfeige. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Beschleunigtes Verfahren. Wenn die Beweislage klar ist, soll auf diese Weise schnell und effektiv verhandelt werden. In der Praxis hatte dieses Verfahren eigentlich eine untergeordnete Bedeutung - bis jetzt. Angesichts der Proteste der "Letzten Generation" wurden Stimmen laut, dass Beschleunigte Verfahren wieder öfter zum Einsatz kommen sollen. Das mag sich, gerade für Gegner*innen der Klimaschutz-Bewegung, praktisch anhören, es gibt aber durchaus auch Kritik und Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Beschleunigten Verfahrens.

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